Was ist Blutkrebs?
Als Blutkrebs werden verschiedene Erkrankungen des blutbildenden Systems bezeichnet. Sie können das Knochenmark, das Blut und das lymphatische System betreffen. Es kommt zu einer unkontrollierten Vermehrung krankhafter Blutzellen, sodass gesunde Blutbestandteile verdrängt werden. Wesentliche Funktionen des Blutes werden dadurch gestört.
Drei Hauptformen von Blutkrebs
Es gibt unterschiedliche Arten von Blutkrebs, die sich in drei Hauptformen unterteilen lassen: Leukämie, Lymphom und Myelom. Umgangssprachlich wird Blutkrebs häufig mit Leukämie gleichgesetzt.
Leukämie: Weißes Blut
Der Begriff Leukämie bedeutet „weißes Blut“. Er setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern für „weiß“ (leukós) und „Blut“ (haĩma) zusammen. Rudolf Virchow, der berühmte Arzt der Berliner Charité, beschrieb die Erkrankung erstmals 1845. Bei der Untersuchung des Blutes einer Patientin stellte er fest, dass der Anteil der weißen Blutzellen (Leukozyten) im Vergleich zu gesunden Menschen stark erhöht war. Die Patientin hatte also „weißes Blut“, was namensgebend für die Erkrankung wurde.
Blut und Blutbildung
Bei Blutkrebs gerät der komplexe Prozess der Blutbildung (Hämatopoese) aus den Fugen, und es kommt zu einem unkontrollierten Wachstum krankhafter Blutzellen.
Unser Blut besteht aus unterschiedlichen Blutzellen. Sie werden im Knochenmark, dem schwammartigen Gewebe im Inneren der Knochen, aus Stammzellen gebildet. Diese Blutstammzellen können sich, wie andere Stammzellen auch, selbst erneuern bzw. kopieren. In einem Reifeprozess mit mehreren Vorstufen entwickeln sich so die unterschiedlichen Arten von Blutzellen.
Es gibt zwei Entwicklungslinien bei der Bildung von Blutzellen im Knochenmark, die myeloische und die lymphatische Zelllinie. Eine Entwicklungsstufe der Blutzellen sind die sogenannten Blasten, auch Vorläuferzellen genannt. Sie können entweder der myeloischen oder der lymphatischen Zelllinie angehören. Aus den myeloischen Vorläuferzellen entwickeln sich rote Blutkörperchen (Erythrozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) sowie bestimmte Formen von weißen Blutzellen, die Granulozyten und Monozyten. Aus den lymphatischen Vorläuferzellen entstehen u. a. die Lymphozyten. Gemeinsam mit den Granulozyten und Monozyten werden die Lymphozyten zu den weißen Blutzellen (Leukozyten) gezählt.
Aufgaben der Blutzellen
Die verschiedenen Zelltypen übernehmen unterschiedliche Aufgaben:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und sind für den Sauerstofftransport im Blut zuständig.
- Blutplättchen (Thrombozyten) tragen zur Blutgerinnung bei, stoppen Blutungen und sind wichtig für die Wundheilung.
- Weiße Blutzellen (Leukozyten) spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem. Sie bekämpfen Krankheitserreger, zum Beispiel Viren und Bakterien.