Behandlung des follikulären Lymphoms
Ob eine Behandlung notwendig ist und, wenn ja, welche die passende ist, hängt beim indolenten follikulären Lymphom von unterschiedlichen Aspekten ab:
- Ob Symptome vorhanden sind
- Vom Stadium der Erkrankung
- Wie der Allgemeinzustand ist
- Ob das follikuläre Lymphom erstmals auftritt oder ob es zu einem Rückfall gekommen ist (Rezidiv)
Erst-, Zweit- und Drittlinientherapie
Wird ein follikuläres Lymphom zum ersten Mal therapiert, ist das die sogenannte Erstlinientherapie. Die Behandlung beim Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) wird als Zweitlinientherapie bezeichnet. Bei einem weiteren Rezidiv erfolgt die Drittlinientherapie usw. Die verschiedenen Medikamente bzw. Therapieoptionen zur Behandlung des follikulären Lymphoms sind in der Regel für bestimmte Linien, also z. B. nur für die Drittlinienbehandlung, zugelassen.
Neue Therapien beim follikulären Lymphom
Die Behandlungsmöglichkeiten des follikulären Lymphoms haben sich in den letzten Jahren erweitert. Es gibt neue Therapien mit innovativen Wirkansätzen, die z. B. eingesetzt werden, wenn das follikuläre Lymphom wiederkehrt (Rezidiv). Generell kann das follikuläre Lymphom abhängig vom Stadium und der genauen Form der Erkrankung oft über viele Jahre zurückgedrängt werden. Im lokalisierten Stadium I und II haben Therapien einen kurativen, also heilenden Ansatz. Da die Erkrankung häufig jedoch erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, zielt die Behandlung dann darauf, eine anhaltend beschwerdefreie Zeit zu erreichen.
Erstlinientherapie beim follikulären Lymphom
Zu den Therapiemöglichkeiten nach der Diagnose, der Erstlinientherapie, zählen
- die Strahlentherapie,
- die Antikörpertherapie und
- die Immunchemotherapie.
In einigen Fällen ist nach der Diagnose zunächst keine Therapie notwendig (sogenanntes „Watch and Wait“).
Follikuläre großzellige B-Zell-Lymphome (Grad 3B) werden wie ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) behandelt.
Das follikuläre Lymphom kann in Stadium I und II mit einer Strahlentherapie behandelt werden. Dafür werden die betroffenen Lymphknoten bestrahlt, wodurch Zellen geschädigt werden. Dies betrifft sowohl Krebszellen als auch gesunde Zellen.
Eine Strahlentherapie kann beim follikulären Lymphom auch in Kombination mit der Antikörpertherapie zum Einsatz kommen.
Beim follikulären Lymphom kommen sogenannte Anti-CD20-Antikörper zum Einsatz. Sie erkennen das CD20-Antigen, ein Molekül auf der Oberfläche der B-Lymphozyten. Der Antikörper dockt an der Krebszelle an, löst eine Reaktion des Immunsystems gegen diese Zelle und damit den Zelltod aus.
Im Stadium I und II kann eine Antikörpertherapie allein oder in Kombination mit Strahlentherapie zur Anwendung kommen. Im Stadium III und IV des follikulären Lymphoms kann mit Antikörpern in Kombination mit einer Chemotherapie behandelt werden (Immunchemotherapie).
Bei Medikamenten der Chemotherapie handelt es sich um sogenannte Zytostatika. Sie hemmen die Teilung vor allem von Zellen, die sich schnell vermehren, z. B. Krebszellen. Die durch das Zytostatikum geschädigten Zellen können sich nicht weiter teilen und sterben ab. Auf diese Weise sinkt die Zahl der Krebszellen.
Beim follikulären Lymphom kommt die Immunchemotherapie, also die Kombination einer Chemotherapie mit einer Antikörpertherapie, in den Stadien III und IV infrage.
Watch and Wait beim follikulären Lymphom
Nicht in jedem Fall ist sofort eine Therapie notwendig, wenn ein follikuläres Lymphom festgestellt wird. So erfolgt z. B. im Stadium III und IV, wenn keine Symptome vorhanden sind, zunächst keine Behandlung. Es hat sich gezeigt, dass eine Therapie in diesen Fällen keinen Vorteil hat. Stattdessen wird die Ärztin bzw. der Arzt den Verlauf durch regelmäßige Untersuchungen genau beobachten. Kommt es zu Symptomen bzw. schreitet die Erkrankung fort, wird eine Therapie begonnen. Dieses Vorgehen wird „Watch and Wait“ genannt, übersetzt „Beobachten und Abwarten“.
Erhaltungstherapie und Nachsorge beim follikulären Lymphom
Die Behandlung mit den meisten Therapieformen des follikulären Lymphoms, z. B. der Immunchemotherapie, erfolgt in Zyklen. Das bedeutet, die Therapie wird in bestimmten Abständen wiederholt. Bei der Immunchemotherapie kann eine sogenannte Erhaltungstherapie folgen, d. h. die Antikörpertherapie wird über einen bestimmten Zeitraum weitergeführt.
Ist eine Therapie abgeschlossen, folgen in regelmäßigen Abständen Nachsorgeuntersuchungen. Sie sind wichtig, um ein eventuell erneutes Auftreten des follikulären Lymphoms rechtzeitig festzustellen.
Nachsorge: Wie oft?
In den ersten zwei Jahren nach einer Therapie folgen in der Regel alle drei Monate Nachsorgeuntersuchungen, ab dem dritten Jahr halbjährlich.
Therapie bei Wiederauftreten des follikulären Lymphoms
Stellt sich heraus, dass es zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) des follikulären Lymphoms gekommen ist, muss zunächst erneut festgestellt werden, ob es sich um eine langsam (indolente) oder schnell fortschreitende Form der Erkrankung handelt, denn das follikuläre Lymphom kann in eine aggressive Form übergehen.
Die aggressive Form, das follikuläre großzellige B-Zell-Lymphom (Grad 3B), wird wie ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL) behandelt.
Auch wenn es zu einem Rezidiv oder sogar zu einem zweiten Rückfall kommt: Wenn das follikuläre Lymphom fortschreitet oder eine Therapie keine Wirkung zeigt, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten, mit denen die Erkrankung aufgehalten werden kann.
Die Therapie bei einem Rezidiv eines indolenten follikulären Lymphoms wird individuell ausgewählt, es gibt keine Standards. Sie hängt u. a.
- von der Vortherapie
- wie lange diese her ist,
- von der körperlichen Verfassung und davon,
- ob Symptome vorhanden sind, ab.
Zu den Therapiemöglichkeiten bei einem (erneuten) Rückfall zählen
- eine weitere Immunchemotherapie,
- eine Antikörpertherapie in Kombination mit Immunmodulatoren (Medikamente, die das Immunsystem zielgerichtet beeinflussen),
- Kinasehemmer (Medikamente, die das Signal zum Wachstum und zur Vermehrung der Krebszellen unterdrücken),
- eine Stammzelltransplantation,
- eine CAR-T-Zelltherapie sowie
- bispezifische Antikörper.
Generell wird zwischen autologer und allogener Stammzelltransplantation unterschieden. Bei der autologen Transplantation werden eigene Stammzellen übertragen, die der Patientin bzw. dem Patienten zuvor entnommen wurden. Bei der allogenen Transplantation werden gespendete Stammzellen übertragen. Beim follikulären Lymphom wird meist die autologe Form durchgeführt.
Zu Beginn einer autologen Stammzelltransplantation werden die körpereigenen Stammzellen mobilisiert und anschließend entnommen (Stammzellapherese). Es folgt eine intensive Chemotherapie, die dafür sorgt, dass alle Krebszellen abgetötet werden. Im Anschluss erfolgt die Gabe der entnommenen Stammzellen über eine Infusion. Die Stammzellen wandern in das Knochenmark und beginnen, neue gesunde Blutzellen zu bilden.
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden der Patientin bzw. dem Patienten zunächst T-Lymphozyten, bestimmte weiße Blutzellen, entnommen. Diese werden gentechnisch verändert, sodass sie die Krebszellen erkennen und zerstören können (CAR-T-Zellen). Nach einer intensiven Chemotherapie, die die Zahl der Krebszellen verringern, werden die CAR-T-Zellen über eine Infusion wieder verabreicht. Die Therapie wird jeweils individuell zugeschnitten und kann nur in speziellen Zentren durchgeführt werden.
Antikörper, die u. a. zur Therapie des follikulären Lymphoms eingesetzt werden, erkennen ein bestimmtes Merkmal an der Oberfläche von Zellen (Antigen) und docken dort an. Bispezifische Antikörper zielen hingegen auf zwei unterschiedliche Antigene und können so an zwei verschiedene Arten von Zellen binden.
Die bispezifischen Antikörper, die beim follikulären Lymphom eingesetzt werden, sind sogenannte Anti-CD20/CD3-Antikörper. Sie erkennen sowohl das Antigen CD20, das sich auf den Krebszellen befindet, als auch das Antigen CD3 auf bestimmten Immunzellen, den T-Zellen, und binden daran. So verbinden sie die Krebs- und die Abwehrzellen wie eine Art Brücke und regen damit die Immunreaktion gegen die Krebszellen und deren Abbau an.