10. August 2022
Beschwerden bei Rheuma: Ihre Einschätzung ist wichtig!
Schmerzen und Funktionseinschränkungen zählen zu den typischen Beschwerden von rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew oder Psoriasis-Arthritis. Die Folgen von Rheuma wirken sich zudem auf viele Lebensbereiche aus. Genau messen – etwa durch einen Laborwert – lassen sich diese Auswirkungen meist jedoch nicht. Ihre persönliche Einschätzung als Patient ist daher ein wichtiger Anhaltspunkt, um die Beschwerden Ihrer Erkrankung zu beurteilen. Das kann sowohl bei der Auswahl der Therapie als auch bei der anschließenden Verlaufskontrolle dabei helfen, den Behandlungserfolg zu bewerten. Ihrem behandelnden Rheumatologen offen mitzuteilen, wie sich Beschwerden entwickelt haben oder zu welchen Einschränkungen die rheumatische Erkrankung führt, unterstützt daher die Behandlung. Ein wichtiges Therapieziel kann z. B. sein, den Alltag wieder möglichst schmerzfrei zu bewältigen.
Patient Reported Outcome: Therapieerfolg selbst benennen
„Patient Reported Outcome“, kurz PRO, wird es in der Medizin genannt, wenn der Therapieerfolg durch den Patienten selbst bewertet und berichtet wird. Dieses Vorgehen hat in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung erhalten. Es lässt sich so zum Beispiel erfassen, ob sich die Lebensqualität verbessert hat – eine Tatsache, über die ein Entzündungswert im Blut oder das Bild eines Gelenks beim Ultraschall nichts aussagt. Hinzu kommt, dass die Einschätzung von Beschwerden wie z. B. Schmerzen durch Ärzte oder durch Patienten durchaus unterschiedlich ausfallen kann. Viele Menschen mit rheumatischen Erkrankungen empfinden die Schmerzen als besonders belastend und sehen die Schmerzminderung als wichtigstes Ziel der Therapie. Die Patienteneinschätzung von Beschwerden ist daher für die individuelle Behandlung wichtig und wird auch immer häufiger in klinischen Studien berücksichtigt.
Mit Fragebögen mehr erfahren
Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist ein wesentlicher Weg, um die Folgen der rheumatischen Erkrankung zu schildern. Fragebögen können darüber hinaus helfen, die Einschätzung der Beschwerden von Patienten einheitlich zu dokumentieren. Dafür werden für einzelne Merkmale, z. B. Schmerzen oder Funktionseinschränkungen, Punktwerte vergeben. Je nach Erkrankung gibt es unterschiedliche Fragebögen, u. a.:
- Der Health Assessment Questionnaire (HAQ) wird bei rheumatoider Arthritis eingesetzt, um Funktionseinschränkungen bei Alltagstätigkeiten zu erfassen.
- Mit dem Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index (BASFI) können bei Morbus Bechterew Beeinträchtigungen im Alltag durch die eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit ermittelt werden.
- Der Dermatology Life Quality Index (DLQI) hilft dabei, die Einschränkung der Lebensqualität durch die Hautveränderungen bei Psoriasis-Arthritis einzuschätzen.
Egal, ob es um das Ausfüllen eines Fragebogens geht, oder ob Sie mit Ihrem Rheumatologen sprechen: Wie Sie Ihre Erkrankung empfinden, und welche Einschränkungen Sie erleben, kann für die Auswahl und den Verlauf Ihrer Behandlung entscheidend sein. Sie sollten daher offen beim Arzt ansprechen, wie es Ihnen geht und welche Beschwerden Sie haben. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur Ihre ehrliche Einschätzung der Krankheitsfolgen.
Checkliste Arztgespräch
Die Checklisten für die Vorbereitung auf das Gespräch mit Ihrem Rheumatologen kann Sie dabei unterstützen, dass Sie Ihrem Arzt genau schildern, welche Beschwerden Sie haben und was sich seit dem letzten Arztbesuch verändert hat.
Hier gibt es die Checklisten zum Herunterladen:
Quellen:
Studenic P et al. Arthritis Rheum 2012; 64: 2814–23. | Mehta P, Taylor P. Mediterr J Rheumatol 2020; 31 (Suppl 1): 112–119.