22. Dezember 2021

Drogengebrauch und Hepatitis C: Welche Hürden entstehen für Migrant*innen?

Angst vor Stigmatisierung, keine Krankenversicherung – sich Hilfe zu holen, bedeutet für Menschen mit Suchterkrankungen eine große Überwindung. Kommt ein Migrationshintergrund hinzu, erscheint die Perspektive auf eine Verbesserung der Lebenssituation und Gesundheit noch unerreichbarer. „Für Migrant*innen ist das erste Problem die Sprache. Viele Menschen, die aus russischsprachigen Ländern kommen, beherrschen die deutsche Sprache nur sehr schlecht. Die Überwindung der Sprachbarriere ist daher das erste Problem, an dem wir arbeiten.“ Mischa ist Teil der russischsprachigen Aktivist*innengruppe BerLUN, die Drogengebrauchende zu sozialen, medizinischen und rechtlichen Angeboten informiert. Menschen, denen er hilft, mangelt es oft an Wissen über Infektionserkrankungen wie beispielsweise Hepatitis C. Viele sind von Mythen überzeugt und wissen nicht, wie man eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) behandelt oder wie diese sich von anderen Krankheiten im Zusammenhang mit Drogengebrauch unterscheidet. „Wir verwenden gerne ein interaktives Format, um über Hepatitis C aufzuklären“. Mischa und BerLUN arbeiten in ihren Beratungsgesprächen mit der Hepatitis-C-Box „Gemeinsam Mehr Wissen“, die von der Drogenberatungsstelle VISION e.V. in Köln, gemeinsam mit AbbVie entwickelt wurde und die Teilnehmer*innen zum Mitmachen motiviert. Durch das Quiz-Format wird spielerisch über Übertragungswege und Mythen aufgeklärt, bei Bedarf bietet BerLUN dieses Format auch auf Russisch an.

Die Heilung von Hepatitis C steigert das Selbstwertgefühl

Auch Sergiu kennt das Problem der Sprachbarriere, betont aber die zahlreichen Erfolgsgeschichten, die er begleiten konnte. Er arbeitet bei der Berliner Aids-Hilfe e.V. und ist Referent für Migrant*innen. Die meisten Drogengebrauchenden, denen Sergiu helfen durfte, haben ihr Leben radikal geändert. Die Hepatitis-Behandlung ist seiner Meinung nach das „i-Tüpfelchen“ auf dem Weg zum Drogenausstieg: Der Schritt zur Behandlung und die anschließende Genesung sei etwas sehr Wertvolles und steigert das Selbstwertgefühl. „Ein Mensch, der sich selbst respektiert, achtet besser auf sich und ist damit geschützter“, so Sergiu.

Erfolgsgeschichten sammeln

Für Sergiu und Mischa ist die Hauptmotivation ihrer Beratungsarbeit die unendliche Reihe von menschlichen Erfolgen, die sie erleben können. Mischa wünscht sich jedoch noch mehr aktive Berater*innen für BerLUN, um so vielen Menschen zu helfen, wie möglich.

Wer mehr zum Thema Drogengebrauch und Hepatitis C erfahren möchte, findet hier weitere Informationen.

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