28. Juni 2022

Genitale Schuppenflechte: Scham beiseite – jetzt wird’s intim!

Mann schaut in seine Hose

Schuppenflechte im Intimbereich ist häufig, bei mehr als 60 % der Menschen mit Psoriasis sind die Genitalien zumindest zeitweise betroffen. Zur Sprache beim Arzt kommt es allerdings selten, wenn intime Körperregionen Symptome zeigen. Tatsache ist jedoch, dass Genitalpsoriasis besonders belastend ist. Die Lebensqualität ist stärker eingeschränkt und es kommt häufiger zu sexuellen Problemen, wenn der Genitalbereich betroffen ist. Doch Schuppenflechte ist behandelbar, auch wenn sie sich im Intimbereich zeigt. Sich zu trauen, mit dem Hautarzt über die quälenden Symptome zu sprechen, ist daher wichtig, auch wenn es Mut kostet. Nur so kann die Therapie darauf abgestimmt und Abhilfe geschaffen werden.

Mit dem Tabu brechen: Psoriasis im Intimbereich

Viktoria, 20 Jahre alt, hat seit der Kindheit genitale Psoriasis und weiß, wie man sich damit fühlt: „Unattraktiv. Auch wenn keiner was sieht, ist das Gefühl tief verwurzelt, dass mit einem etwas nicht stimmt.“ Welcher Bereich bei Genitalpsoriasis betroffen ist, kann unterschiedlich sein. Die Leisten können Hautveränderungen zeigen, die Gesäßfalte, der Intimbereich insgesamt. Beim Mann kann die Schuppenflechte sowohl am Penis als auch an den Hoden auftreten, bei Frauen am Schamhügel und an den Schamlippen. Die charakteristische Schuppung tritt an diesen Körperregionen in der Regel nicht auf. Die Haut ist eher stark gerötet. Der typische Juckreiz wird oft von Brennen, Schmerzen oder Stechen begleitet. Bei Viktoria hat es lange gedauert, bis die Genitalpsoriasis behandelt wurde. „Ich bin ja noch jung. Und weil das so intime Stellen sind, habe ich jahrelang mit niemandem darüber gesprochen. Ich dachte, es geht einfach wieder weg.“

Viele Folgen für Alltag und Partnerschaft

Einschränkungen im Alltag sind für Viktoria allgegenwärtig. „Bei Schüben ist es extrem unangenehm, Klamotten an- und auszuziehen, weil ich immer wieder an die Stellen stoße. Jeder Toilettengang ist daher eine Qual“, betont sie. Doch auch das Sexualleben leidet in vielen Fällen bei Genitalpsoriasis. Zu den Folgen können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, entzündete Hautbereiche nach dem Sex oder weniger häufiger Sexualverkehr gehören. Für Viktoria ist klar: „Je früher man sich Hilfe sucht, desto besser. Unbedingt mit dem Partner über Gefühle und intime Dinge sprechen, sonst baut sich Unverständnis auf. Und man sollte immer genau das tun, was sich gut anfühlt. Das betrifft die Pso-Therapie, aber auch sexuelle Praktiken.“

Gut therapiert – geht auch im Intimbereich

Viktorias Rat für andere Betroffene bei der Behandlung: „Sprecht Probleme an, sonst ändert sich nichts!“ Es kann eine äußerliche Behandlung sein, die hilft, oder auch eine innerliche Therapie, mit der die Schuppenflechte insgesamt in Schach gehalten wird. Davor heißt es jedoch, sich an den richtigen Experten für Psoriasis zu wenden. Nicht selten braucht es mehrere Anläufe, bis ein Hautarzt gefunden ist, der alle Facetten und Therapien der Psoriasis kennt und mit dem eine Vertrauensbasis geschaffen werden kann. Genitalpsoriasis anzusprechen kann Überwindung kosten, trägt jedoch nicht nur zum eigenen Wohlbefinden bei, sondern auch dazu, das Thema weiter zu enttabuisieren.

Quellen:
Meeuwis KAP et al. Patients’ Experience of Psoriasis in the Genital Area. Dermatology 2012; 224: 271–276. | Meeuwis KAP et al. Quality of life and sexual health in patients with genital psoriasis. Br J Derm 2011; 164 (6): 1247–1255. | Rothermund E et al. Sexualität und Partnerschaft bei Psoriasis: Erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung von Psoriasis-Betroffenen und ihren Partnern. Sexuologie 2004; 11 (3/4): 98–106. | Ryan C et al. Genital psoriasis is associated with significant impairment in quality of life and sexual functioning. J Invest Dermatol 2013; 133: S1.

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