29. August 2024

Globaler Hepatitis-Bericht 2024: Neue Erkenntnisse und dringender Handlungsbedarf

Fragebogen zur Hepatitis-C-Diagnose

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den „Globalen Hepatitis-Bericht 2024“ veröffentlicht, welcher die wichtigen Fortschritte und anhaltenden Herausforderungen im Kampf gegen virale Hepatitis weltweit hervorhebt.1 Dieser umfassende Bericht unterstreicht die Dringlichkeit, den Zugang zu Prävention, Diagnose und Behandlung insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu erweitern.

Hohe globale Krankheitslast und steigende Sterblichkeit durch Hepatitis B und C

Weltweit leben schätzungsweise 254 Millionen Menschen mit Hepatitis B und 50 Millionen mit Hepatitis C. Die Verbreitung der Infektionen bleibt hoch, und viele Menschen sind noch immer nicht diagnostiziert und unbehandelt. Trotz der Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe gegen Hepatitis B und Behandlungen von Hepatitiden gibt es erhebliche Lücken im Zugang zu medizinischer Versorgung. Der Bericht zeigt außerdem eine alarmierende Zunahme der Todesfälle durch Hepatitiden. Mit geschätzten 1,3 Millionen Todesfällen im Jahr 2022 bleibt Hepatitis eine der führenden Todesursachen weltweit.

Barrieren im Zugang zur Hepatitis-Behandlung

Obwohl Heilungen für Hepatitis C und Impfungen für Hepatitis B existieren, haben viele betroffene Menschen aufgrund mangelnder Gesundheitsinfrastruktur und unzureichender Integration der Hepatitis-Dienste in die Primärversorgung keinen Zugang zu diesen lebensrettenden Maßnahmen. Politische und finanzielle Hindernisse verschärfen die Situation, insbesondere in Ländern mit hoher Anzahl an Betroffenen.1

Blick auf Deutschland

In Deutschland gibt es durch den HCV-Tracker (www.hcv-tracker.de) die Möglichkeit, den Status Quo im Zeitverlauf von 2019 bis heute zu visualisieren. Der HCV-Tracker ist ein kostenloses Dashboard, welches in Kooperation zwischen der Deutschen Leberstiftung und AbbVie Deutschland entwickelt wurde, um die Anzahl der Neudiagnosen und die der Behandlungen von chronischer Hepatitis C zu verfolgen. Die Daten des Trackers werden quartalsweise aktualisiert und basieren auf den Zahlen zu den Hepatitis-C-Neudiagnosen aus Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts.2 Die Anzahl der behandelten Patient*innen wird auf der Basis von IQVIA-Daten berechnet.3 Bei der Ermittlung der pro Jahr zu erreichenden Zielwerte für die Realisierung des WHO-Eliminationsziels dienen publizierte Modellierungen als Grundlage.4 Der HCV-Tracker zeigt, dass auch in Deutschland noch Handlungsbedarf besteht für die Elimination von Hepatitis C bis 2030.

Ägypten als Vorbild für die Hepatitis-Bekämpfung

Ein Lichtblick im Bericht ist Ägypten, das beachtliche Fortschritte bei der Eliminierung von Hepatitis C gemacht hat. Durch eine starke öffentliche Gesundheitsinfrastruktur und politische Unterstützung, die Verfügbarkeit ausreichender und zuverlässiger epidemiologischer Daten sowie den Einsatz moderner Gesundheitstechnologien konnte das Land signifikante Erfolge erzielen.1

Dringender Handlungsbedarf zur Hepatitis-Eliminierung bis 2030

Die WHO fordert die internationale Gemeinschaft auf, umfassendere Maßnahmen zur Bekämpfung der Hepatitis-Epidemie zu ergreifen. Zu den Empfehlungen gehören die Integration von Hepatitis-Diensten in die Primärversorgung, die Erhöhung der Finanzierung für Hepatitis-Programme und die Förderung von Aufklärungskampagnen zur Bekämpfung der Stigmatisierung.

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, appelliert an Regierungen, Zivilgesellschaft und internationale Organisationen, ihre Anstrengungen zu verstärken, um die globalen Ziele zur Eliminierung von Hepatitis bis 2030 zu erreichen.

Der „Globale Hepatitis-Bericht 2024“ bietet eine detaillierte Analyse und strategische Empfehlungen zur Beschleunigung der Bemühungen zur Bekämpfung dieser stillen Epidemie. Der vollständige Bericht ist auf der offiziellen Website der WHO verfügbar: Link

Quellen:
1. WHO. Global hepatitis report 2024: action for access in low- and middle-income countries
2. Robert Koch-Institut. SURVSTAT@RKI 2.0 [Stand: 20.02.2023]. Verfügbar unter: https://survstat.rki.de/
3. Umrechnung der GKV-Packungen [Quelle: IQVIA. IQVIA Contract Monitor] in Patient*innen basierend auf Annahmen bzgl. der durchschnittlichen Therapielänge und PKV-Anteils
4. Tergast TL et al. J Viral Hepat 2022; 29(7):536–42

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