23. Dezember 2024
Krebskongress: Neues zu Blutkrebs aus Wissenschaft und Medizin
Die Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie ist einer der wichtigsten Kongresse zu Krebserkrankungen im deutschsprachigen Raum. Mehr als 5.500 Expert*innen aus Wissenschaft und Medizin diskutierten neue Erkenntnisse der Diagnostik und Therapie aus der Onkologie in diesem Jahr in Basel. Ein wichtiges Thema dabei war auch Blutkrebs. Wissenswertes vom Kongress verständlich präsentiert und mit Expert*innen und Patientenvertreter*innen diskutiert bietet die Initiative patients today im Videoformat. In zwei Talkrunden mit dem Schwerpunkt chronische lymphatische Leukämie (CLL) und Multiples Myleom werden aktuelle Studienergebnisse vorgestellt und erläutert sowie Themen wie Fatigue oder künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin diskutiert. Die Beiträge DGHO 2024 – Neuigkeiten aus der Hämatologie sind auf dem Onlineportal von patients today verfügbar.
CLL: Individuelle Behandlungswege für alle Verlaufsformen
Die CLL hat einen chronischen Verlauf. Das bedeutet, sie schreitet in der Regel langsam voran. In seltenen Fällen kann sich eine CLL jedoch zu einem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), einer schnell fortschreitenden Lymphomerkrankung, entwickeln. Neuigkeiten zu dieser sogenannten Richter-Transformation wurden auf dem Kongress vorgestellt und in der Talkrunde von patients today gut verständlich erläutert. „Aus diesen Erkenntnissen erwachsen auch therapeutische Ideen dazu, wie man vielleicht künftig früher interagiert und diese minimalsten genetischen Veränderungen erfasst, um früher therapeutisch einzugreifen“, betont Prof. Dr. med. Clemens Wendtner zu dieser Verlaufsform.
CLL und Lebensqualität: Fatigue Beachtung schenken
Im Laufe einer Krebserkrankung wie CLL kann es – beeinflusst durch die Erkrankung oder auch die Therapie – zu Fatigue kommen. Dabei handelt es sich um einen anhaltenden Erschöpfungszustand, der sich durch Ruhe oder Schlaf nicht bessert. Verschiedene Maßnahmen, darunter Ernährungsberatung oder Anleitung zur körperlichen Aktivität, wurden auf dem Kongress vorgestellt. „Das ist ein wichtiges Thema, weil Fatigue die Lebensqualität wesentlich mehr einschränkt, als man glaubt“, betont Johannes Förner, Patientenbeirat des Deutschen Krebsforschungszentrums, bei patients today. Er befürwortet, dass versucht wird, medizinisch gegenzusteuern, appelliert aber auch an Patient*innen, denn sie können einen großen Teil beitragen, um Fatigue zu managen. Für ihn ganz persönlich spielt z. B. Bewegung eine Rolle. PD Dr. med. Jens Ulrich Rüffer ergänzt, dass ein Bewegungsprogramm jedoch stets individuell ausgerichtet und Überforderung vermieden werden muss, da während und auch nach einer Krebserkrankung die Erholungsphasen länger dauern.
Künstliche Intelligenz in Diagnostik und Therapie
Zahlreiche Ansätze für den Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Diagnostik von Krebserkrankungen und auch in der Krebsforschung werden heute bereits verfolgt. Sie könnten zukünftig dazu beitragen, Diagnosewege zu präzisieren und Therapien genauer auszurichten. Diskutiert wurde auf dem Kongress dazu auch, inwieweit künstliche Intelligenz (KI) für Patient*innen und Therapeut*innen genutzt werden kann, um Behandlungswege zu individualisieren. Prof. Dr. med. Clemens Wendtner erklärt dazu, das heiße nicht, dass die KI übernimmt, sondern einen Vorschlag macht, der dann zur Diskussion für die Therapie steht.
Patientensicht bei der Therapie und bei Studienergebnissen gefragt
Patient Reported Outcome steht für den Therapieerfolg, der durch Patient*innen selbst, z. B. im Rahmen von Studien, dokumentiert wird. Dieser Aspekt hat in den letzten Jahren in der Medizin immer größere Aufmerksamkeit gefunden. Auf dem Kongress wurde ein elektronisches Tool vorgestellt, das Patientenangaben auf elektronischem Wege systematisch erfasst, um zur Therapieentscheidung beizutragen. Diese und weitere Themen der Diskussionsrunde zu CLL, darunter Therapien oder Ernährung, können im Video bei patients today verfolgt werden, wie auch die vielseitige Talkrunde zum Multiplen Myelom. Die Initiative patients today möchte mit einer patientengerechten Berichterstattung dazu beitragen, Informationen zu neuen medizinischen Möglichkeiten bereitzustellen, und einen selbstbestimmten Umgang mit der eigenen Erkrankung auch in Bezug auf Therapieentscheidungen fördern.