Die hauptsächlichen Beschwerden bei Parkinson lassen sich im frühen Stadium der Erkrankung meist gut mit Tabletten oder Kapseln behandeln. Das kann im weiteren Verlauf schwieriger werden. Denn der optimale Wirkungsbereich, in dem das Medikament in der gewünschten Konzentration im Körper verfügbar ist und gut wirkt, verkleinert sich (siehe Grafik, optimaler Wirkungsbereich). Die Wirkung setzt später ein und hält auch nicht mehr so lange an.
Darstellung des optimalen Wirkungsbereiches (blau) und der Konzentration von Parkinson-Medikamenten in Abhängigkeit vom Erkrankungsstadium. Hier wird beispielhaft die orale Levodopa-Konzentration dargestellt. Levodopa ist ein Vorläuferstoff von Dopamin und kann im Gehirn zu Dopamin umgewandelt werden.
Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung kann es sein, dass die orale Therapie mit Tabletten oder Kapseln nicht mehr die erwartete Wirkung zeigt, weil die Wirksamkeit des Medikaments noch vor der geplanten Einnahme der nächsten Dosis nachlässt (von Experten „Wearing Off“ genannt). Dann werden mehr Medikamentendosen pro Tag nötig. Es kann zudem zu Wirkschwankungen kommen, die man auch als Fluktuationen bezeichnet. Dabei wechseln Phasen, in denen das Medikament wirkt und die Beweglichkeit gut ist (auch „ON“-Phase genannt), sich mit solchen ab, in denen die Medikamentenwirkung nicht ausreicht und dadurch weniger oder sogar gar keine Bewegung (Unterbeweglichkeit, „OFF“-Phase genannt) möglich ist. Auch nicht motorische Symptome wie Konzentrationsschwäche oder Schmerzen können dann stärker werden. Zusätzlich können verstärkt auch unwillkürliche Überbewegungen (Fachbegriff: Dyskinesien) auftreten.
Wirkschwankungen und deren Auslöser
Wirkschwankungen können ganz verschiedene Ursachen haben. Einer der Gründe dafür kann sein, dass der Wirkstoff einer Tablette nicht schnell genug in den Körper gelangt. Etwa weil er über den Dünndarm aufgenommen wird und zunächst den Magen passieren muss. Dieser arbeitet bei fortgeschrittenem Parkinson oft langsamer. So kann trotz pünktlicher Tabletteneinnahme manchmal zu wenig Wirkstoff im Gehirn ankommen.
Doch nicht allein die Medikamente sind dafür verantwortlich, wenn Wirkschwankungen auftreten. Dabei spielen auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, wie etwa die abnehmende Fähigkeit der Gehirnzellen, den Botenstoff Dopamin zu speichern und ihn freizusetzen, wenn er benötigt wird. Mehr zu Wirkschwankungen und wie Sie diese erkennen können, erfahren Sie in diesem Video.
Sollten bei Ihnen Wirkschwankungen auftreten, verlieren Sie nicht den Mut. Denn auch wenn deren Ursachen vielschichtig sind, gibt es Möglichkeiten, ihnen entgegenzuwirken. Wenn Ihre bisherige orale Therapie die Symptome Ihres Parkinsons nicht mehr ausreichend kontrolliert, kann Ihre Neurologin oder Ihr Neurologe gemeinsam mit Ihnen Ihre Behandlung an die neue Situation anpassen.
Der Ursache auf der Spur
Zunächst ist es wichtig, dem Zusammenspiel von Beschwerden und Medikamentengabe auf den Grund zu gehen. Dafür sind neben Ihren eigenen Beobachtungen auch Hinweise Ihrer Angehörigen sehr hilfreich. Denn sie erleben oder bewerten manche Situationen möglicherweise anders als Sie dies tun. Schreiben Sie Ihre und die Beobachtungen Ihrer Angehörigen auf. Anregungen, wie Ihnen das ohne großen Aufwand gelingt, erfahren Sie hier. Wenn Sie bei Ihrem nächsten Arztbesuch alles parat haben, fällt es Ihnen leichter, darüber mit Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen zu sprechen.
Zur Vorbereitung des Arztgespräches können Sie zusätzlich auch den Parkinson-Selbsttest machen, den Sie hier finden. Er liefert anhand von nur fünf Fragen Hinweise darauf, ob Ihre jetzige Therapie mit Tabletten oder Kapseln ausreichend gegen Ihre Parkinson-Beschwerden wirkt. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und füllen Sie ihn aus. Ausgedruckt mitgenommen oder vorab per E-Mail an Ihre Neurologin oder Ihren Neurologen gesendet, kann der Parkinson-Selbsttest eine wertvolle Unterstützung für das Arztgespräch sein.
Die Gesamtheit all dieser Informationen wird Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen dabei helfen, sich ein schlüssiges Bild zu machen. So können Sie gemeinsam weitere Entscheidungen zu Ihrer Therapie treffen.
Sollten sich die Wirkschwankungen mit Tabletten und Kapseln nicht mehr zufriedenstellend ausgleichen lassen, seien Sie zuversichtlich: Es gibt weitere Behandlungsmöglichkeiten und Ihre Neurologin oder Ihr Neurologe kann Sie näher darüber informieren.