Haut und Hautpflege bei Parkinson
Eine Parkinson-Erkrankung beeinflusst auch die Haut. Welche Veränderungen möglich sind und worauf Betroffene bei der Hautpflege achten können, erläutert Prof. Dr. David Weise. Er ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und Schmerztherapie und stellvertretender Direktor am Asklepios Fachklinikum Stadtroda.
Autor: Petra Sperling | 12/2024
PARKOUR: Inwiefern wirkt sich Parkinson auf die Haut aus?
Prof. Dr. David Weise: Parkinson ist gekennzeichnet durch den Mangel am Botenstoff Dopamin. Das ist unter anderem Folge einer Ablagerung des Proteins Alpha-Synuklein im zentralen Nervensystem. Es sind aber auch Nervenzellen außerhalb des Gehirns betroffen. Eine Auswirkung ist, dass sich das veränderte Eiweiß u. a. in Nervenzellen der Haut ablagert. Gewebeproben der Haut können daher womöglich sogar hilfreich für die Diagnose einer Parkinson-Krankheit sein. Die Eiweißablagerungen finden sich zudem auch in den Zellen des autonomen Nervensystems, das willentlich nicht zu beeinflussende Körperfunktionen wie Verdauung, Herzschlag, Wärmeregulation und Schweißproduktion steuert. Bei Parkinson ist die Schweißregulation gestört. Betroffene schwitzen vermehrt, häufig nachts. Zugleich ist die Regulation der Talgzellen in der Haut durch den Dopaminmangel gestört. Die Haut kann dadurch fettiger werden, besonders im Gesicht. Darüber hinaus besteht bei Parkinson ein erhöhtes Risiko für den schwarzen Hautkrebs. Aus diesem Grund empfiehlt sich für Parkinson-Betroffene ein regelmäßiges Haut-Screening.
Welche Konsequenzen hat das für die Beschaffenheit und die Funktionen der Haut?
Prof. Dr. David Weise: Die Haut ist eine natürliche Barriere zur Umwelt und bewahrt den Körper vor übermäßigem Wärme- und Flüssigkeitsverlust. Die Veränderungen bei Parkinson schwächen sie in ihrer Schutzfuntion. Durch vermehrtes Schwitzen geht Flüssigkeit verloren und Haut und Körper können austrocknen. Generell haben Parkinson-Betroffene unabhängig vom individuellen Hauttyp oft eine trockene, mitunter schuppige Haut. Sie kann jucken und zum Kratzen verleiten, was die Haut noch mehr strapaziert und ihre Barrierefunktion weiter herabsetzt. Trockene Haut kann außerdem Mikroorganismen wie Bakterien oder allergieauslösende Substanzen weniger effektiv abwehren. Entsprechend steigt das Risiko für Hautinfektionen. Aber auch eine erhöhte Talgproduktion kann dazu führen, dass sich bestimmte Erreger in der Haut wohlfühlen.
Prof. Dr. David Weise, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Schmerztherapie am Asklepios Fachklinikum Stadtroda
Lässt sich mit einer guten Hautpflege gegensteuern?
Prof. Dr. David Weise: Auf jeden Fall. Sie bekämpft zwar nicht die Ursachen für Hautveränderungen bei Parkinson, aber unterstützt die Haut in ihrer natürlichen Funktion. Daneben sollte aber auf alle Fälle der Parkinson optimal eingestellt sein, denn das kann sich auch auf unsere äußere Hülle positiv auswirken.
Eine sorgfältige Pflege unterstützt die Haut in ihren natürlichen Funktionen.
Was ist für die Hautpflege zu beachten?
Prof. Dr. David Weise: Ratsam ist, die Haut regelmäßig, am besten täglich, schonend zu reinigen. Dabei sollte das Wasser nicht zu heiß sein, damit es die Haut nicht reizt und austrocknet. Geeignete Produkte sind milde Seifen und Duschgels ohne Duft-, Konservierungs- und Farbstoffe. Nach der Wäsche sollte man die Haut gut abspülen und sanft, aber gründlich abtrocknen. Für die anschließende Pflege gilt: Je trockener die Haut, umso fetthaltiger die Pflege. Im Fettgehalt absteigend sind Fettsalben, Salben oder Fettcremes, Cremes, Lotionen. Für eine Rasur empfehlen sich die nasse Variante und ausreichend scharfe Klingen. Im Anschluss kann die Haut mit mäßig warmem Wasser abgespült und gegebenenfalls eingecremt werden.
Was ist bei einer subkutanen Pumpentherapie für die Pflege der Haut bzw. Infusionsstelle wichtig?
Prof. Dr. David Weise: An oberster Stelle steht eine sorgfältige Hygiene. Die für die Infusion verwendeten Hautstellen sollten mit mäßig warmem Wasser und einer milden Seife sanft gereinigt werden. Desinfizieren sollte man gründlich, aber nicht im Übermaß. Zu starke Reibung mit dem Desinfektionstuch zum Beispiel strapaziert die Haut. Am besten beobachtet man die Haut aufmerksam und tastet sich vorsichtig heran, was sie individuell gut verträgt. Generell ist es ratsam, als Infusionsstelle eher wenig behaarte Partien auszuwählen. Gereizte oder gerötete Hautbereiche sollten ausgespart werden. Zeigen sich Auffälligkeiten wie Rötungen oder Entzündungen, ist das ein Thema für das Arztgespräch. [ ps ]
Medikamente können die Haut beeinflussen
Manche Medikamente können sich negativ auf die Haut auswirken, indem sie zum Beispiel die Schweißproduktion verstärken. Bekannt ist diese Wirkung zum Beispiel für bestimmte Schmerzmittel und Antidepressiva. Parkinson-Betroffene sollten daher auch mit Blick auf ihre Hautgesundheit mit ihrer Neurologin oder ihrem Neurologen darüber sprechen, welche Medikamente sie einnehmen.