Die Koffer packen und sich in den Urlaub verabschieden: Parkinson steht dem nicht im Wege. Was für eine erholsame Reise vorab, unterwegs und vor Ort ratsam ist, erläutern die Neurologen Prof. Dr. Martin Südmeyer und Dr. Ali Amouzandeh.
PARKOUR: Parkinson und Reisen – ist das ratsam?
Dr. Amouzandeh: Wir finden es sogar unterstützenswert, wenn Parkinson-Betroffene verreisen möchten, und motivieren sie, Pläne umzusetzen! Es gibt auch eine Studie dazu, dass solche Auszeiten gerade bei Parkinson anregend und stressreduzierend wirken können.
Welche Urlaubsziele eignen sich für Menschen mit Parkinson?
Prof. Dr. Südmeyer: Grundsätzlich alle! Natürlich spielen die persönliche Mobilität und das Allgemeinbefinden eine Rolle. Aber die Parkinson-Krankheit an sich ist nicht ausschlaggebend. Betroffene müssen vielmehr überlegen, was sie sich zutrauen, was ihnen liegt, ob sie allein oder in Begleitung reisen möchten … Einer unserer Patienten unternimmt zum Beispiel gerade eine mehrmonatige Schiffsreise. Ein anderer hat nach dem Wechsel auf eine nicht orale Folgetherapie sein Traumziel Katar angesteuert. Mit einer Patientin, die ebenfalls eine nicht orale Folgetherapie erhält, überlegen wir zurzeit, wie sie ihre Grönlandreise umsetzen kann. Allerdings muss niemand zwingend in die Ferne schweifen, um sich zu erholen. Wichtiger ist, dass man sich am gewählten Urlaubsort wohlfühlt.
Was klären Reisewillige am besten vorab im Arztgespräch?
Dr. Amouzandeh: Zum einen muss man überlegen, was vor Ort medizinisch wichtig ist. Sind vielleicht Bescheinigungen für mitgeführte Medikamente oder Impfungen notwendig? Informationen zum Impfschutz bieten auch das Robert-Koch-Institut und Tropeninstitute auf ihren Internetseiten. Zudem ist es gut zu besprechen, was vor Ort geplant ist. Möchte jemand viel Sport treiben, tauchen gehen, ein Fahrzeug steuern oder besondere Touren unternehmen? Dann kann man überlegen, wie sich das umsetzen lässt.
Reisen trotz Parkinson? Na klar! Neue Eindrücke, Entspannung oder körperliche Aktivität tun gut!
Welche Informationen und Dokumente sollten Parkinson-Betroffene dabeihaben?
Prof. Dr. Südmeyer: Neben allgemeinen Dokumenten wie dem Impfpass sind Informationen im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit sinnvoll. Dazu gehören in schriftlicher Form ein aktueller Arztbrief und ein Medikamentenplan. Da Parkinson-Medikamente länderspezifisch unterschiedlich heißen können, sollte der Plan neben dem Eigennamen eines Präparats auch die Wirksubstanz benennen. Wer für eine nicht orale Folgetherapie Implantate oder medizinisches Gerät bei sich trägt, sollte für die Kontrolle am Flughafen einen entsprechenden Ausweis dabeihaben. Zudem ist ein Notfallmedikationsplan ratsam.
Welche Adressen vor Ort sollten Betroffene kennen?
Dr. Amouzandeh: Gut zu wissen ist, ob sich im Hotel oder in Nähe der Unterkunft eine ärztliche Praxis befindet, die im Notfall kontaktiert werden kann. Je nach Reiseziel kann es auch von Vor-teil sein, sich den Kontakt zur deutschen Botschaft zu notieren. Diese Adressen kann man schon zu Hause recherchieren.
Prof. Dr. Martin Südmeyer ist seit 2016 Chefarzt, Dr. Ali Amouzandeh seit 2020 Oberarzt der Klinik für Neurolo-gie am Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam
Wie sind Reisende sicher mit Parkinson-Medikamenten versorgt, was gilt es vor Ort zu beachten?
Prof. Dr. Südmeyer: Sie sollten ausreichend eigene Medikamente mitnehmen, um nicht auf andere Produkte zurückgreifen zu müssen. Denn je nach Hersteller kann die Wirkstärke der Mittel unterschiedlich sein. Und nicht jedes Parkinson-Medikament ist überall erhältlich. Des Weiteren müssen Transport und Aufbewahrung stimmen, z. B. eine notwendige Kühlung. Am besten statten sich Betroffene zusätzlich mit löslichen Parkinson-Tabletten oder Präparaten zum Inhalieren aus. Diese Mittel dienen als Notfallmedikation, wenn etwa durch gesteigerte körperliche Aktivität der Bedarf erhöht sein sollte. Vor Ort müssen Reisende schauen, wie sie ihre Medika-menteneinnahme mit Faktoren wie einer Zeitumstellung oder anderen Essenszeiten abstimmen. Weitere spezifische Ratschläge gibt es im Grunde nicht. Vielleicht beschäftigen Themen wie die Umstellung auf ein ungewohntes Klima Menschen mit Parkinson etwas mehr oder länger als Nicht-Betroffene. Aber letztlich brauchen alle Urlauber etwas Zeit, um „anzukommen.“
Was, wenn Betroffene im Urlaub krank werden?
Dr. Amouzandeh: Je nach Stärke der Symptome können sie vor Ort ärztlichen Rat einholen. Wenn sie den Eindruck haben, dass sich die Parkinson-Symptome verschlechtern, kontaktieren sie vielleicht auch ihre Ärztin bzw. ihren Arzt zu Hause. Zudem empfiehlt sich, über eine passende Reiserücktrittsversicherung nachzudenken. Dann sind sie abgesichert, wenn sie im Urlaub medizinische Hilfe benötigen sollten. [ ps ]
Immer dabei: die Reiseapotheke
Was gehört unabhängig von Parkinson hinein? Checklisten bieten u. a. die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und Krankenkassen.