Physiotherapie spielt in der Parkinson-Behandlung eine wichtige unterstützende Rolle. Neben dem Anliegen, die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen zu erhalten und zu fördern, kann sie weitere positive Effekte entfalten.
„In der Physiotherapie bei Parkinson geht es oft darum, Haltung, Koordination und Gleichgewicht mit gezielten Übungen zu stärken“, beschreibt Pia Bergfeld vom Therapiezentrum Poerschke in Ibbenbüren. Typisch ist zum Beispiel, dass Betroffene die Tendenz zu einer vorgebeugten Haltung entwickeln oder sich unbeweglicher fühlen. Zu unserem Repertoire gehören daher Kraft- und Mobilitätsübungen, um die Haltung zu korrigieren. Wir erarbeiten zudem große Bewegungen und fördern zum Beispiel große Schritte und das Mitschwingen der Arme im Gehen“, erklärt die im Parkinsonnetz Münsterland+ engagierte Physiotherapeutin. Auch bei Schmerzen kann Physiotherapie hilfreich sein. „Wenn die Beweglichkeit abnimmt, klagen viele über Rücken- und Muskelschmerzen“, berichtet Pia Bergfeld. „Regelmäßige Übungen können die Beschwerden verringern.“
Mit vielen Patientinnen und Patienten trainiert sie in einem Parkour verschiedene Alltagssituationen. „Wir üben zum Beispiel abrupte Richtungswechsel als Reaktion auf ein Hindernis, wie sie sich auf unterschiedlichen Untergründen sicher bewegen oder eine plötzliche Bewegungsblockade überwinden. Ein solches Training kann zugleich Stürzen vorbeugen.“ Darüber hinaus erarbeitet sie mit Betroffenen Strategien, die ihnen den Alltag erleichtern, zum Beispiel mit Blick auf Tätigkeiten im Haushalt.
Mehr Bewegungsfreude
Viele Patientinnen und Patienten fühlen sich durch die Übungen selbstständiger und sicherer, erlebt die Physiotherapeutin. „Das kann einen positiven Kreislauf in Gang setzen: Wer beweglich ist, geht eher nach draußen und lebt aktiver – und je aktiver man seinen Tag gestaltet, desto beweglicher bleibt man. Das kommt auch dem Wohlbefinden zugute. Und das wiederum wirkt sich auf den Körper aus. Es kann zum Beispiel dazu führen, dass sich jemand aufrechter hält oder größere Schritte setzt.“ Physiotherapie ist für Pia Bergfeld darüber hinaus ein Raum, der Gelegenheit für offene Gespräche über Sorgen oder Ängste bietet. „Das Körperliche steht zwar im Vordergrund. Aber Menschen mit Parkinson sind oft auch emotional belastet. Für mich gehört es dazu, in einer Therapiestunde mitunter auch darüber zu sprechen.“
Physiotherapie bei Parkinson ist vielseitig – und immer individuell. „ Je nachdem, welche Bedürfnisse Betroffene mitbringen und was zu ihnen passt, sprechen wir mit ihnen eine maßgeschneiderte Behandlung ab“, hält Pia Bergfeld fest. Das gilt auch für Parkinson-Erkrankte, die eine Medikamentenpumpe tragen. „Die Pumpe macht keinen Unterschied und schränkt weder die Betroffenen noch uns bei der Physiotherapie ein. Wir überlegen mit ihnen so wie mit allen anderen Patientinnen und Patienten, welche Übungen individuell für sie infrage kommen.“ [ ps ]
Pia Bergfeld ist Physiotherapeutin im Therapiezentrum Poerschke in Ibbenbüren und engagiert sich im Parkinsonnetz Münsterland+
Was steht mir zu?
Ein Rezept für Physiotherapie erhalten Sie bei Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin. Grundsätzlich sind die Verordnungen auf eine bestimmte Anzahl an Einheiten begrenzt. Wenn Physiotherapie wie bei Parkinson über einen längeren Zeitraum oder fortlaufend angezeigt ist, kann Ihre Praxis jedoch regelmäßig Folgerezepte ausstellen.