Reden sollten wir, denn bei schätzungsweise zwei Dritteln aller Schuppenflechte-Patient*innen bricht die Krankheit mindestens einmal im Intimbereich aus. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher.
Starke Einschränkung der Lebensqualität
Für Beziehungen kann Psoriasis im Intimbereich zur Herausforderung werden: Die Partner schämen sich vor dem/der anderen, fühlen sich nicht mehr begehrenswert. Sex kann zur schmerzhaften Tortur werden, wenn er das Jucken und Brennen der betroffenen Stellen verstärkt. Das ist belastend, nimmt den Spaß und kann dazu führen, dass Paare gar keinen Sex mehr haben. Und weil es so schwer ist, das Thema offen anzusprechen, entsteht ein Teufelskreis aus Vermeiden, Scham und Schweigen – bis hin zu stillem Leid.
Woran erkennt man Psoriasis im Intimbereich?
Psoriasis im Intimbereich zeigt sich als abgegrenzte entzündete Hautstellen, die jucken und sich leuchtend rot von gesunden Bereichen abheben. Auftreten kann sie so ziemlich überall. Bei Frauen zum Beispiel an der Brust und der Haut darunter, allgemein auch im Bereich zwischen Gesäß und Bein ebenso im Analbereich. Auch die Geschlechtsorgane können betroffen sein, also Vulva und Penis sowie die Hoden.
Wir müssen reden – aber wie?
Zugegeben: Der erste Schritt ist der schwerste. Offen mit dem Partner über die gemeinsame Sexualität zu reden, kann schwerfallen. Man muss sich wortwörtlich erst wieder aneinander herantasten. Der richtige Rahmen kann helfen. „Beide Partner*innen sollten sich Zeit füreinander nehmen und die Gesprächssituation möglichst ungezwungen gestalten“, rät Elke Kuske, Diplom-Psychologin bei pro familia in Düsseldorf. Sie berät seit vielen Jahren Menschen rund um die Themen Sexualität und Partnerschaft. „Ein gemeinsamer Spaziergang kann eine gute Möglichkeit schaffen, um Themen anzusprechen, die einem auf dem Herzen liegen.“ Die Initiative dazu kann von beiden ausgehen: Auch die gesunde Partnerin oder der gesunde Partner darf sich einen Ruck geben und das Gespräch suchen.
Den nächsten Schritt wagen
Über einen gemeinsamen Schatten zu springen, schweißt zusammen. Jetzt heißt es: Nach vorn blicken. Am besten in Richtung Dermatolog*in. Denn langfristige Abhilfe und mehr Lebensqualität kann nur die passende Therapie bringen. Unsicherheit im Behandlungszimmer offen anzusprechen ist vollkommen in Ordnung. Ein möglicher Einstieg wäre zum Beispiel: „Es fällt mir schwer, es so direkt anzusprechen, aber ich habe seit einiger Zeit auch Pso im Intimbereich. Das belastet mein Sexualleben sehr.“ Und wer sich mit Begriffen wie „Vulva“ oder „Penis“ nicht wohlfühlt, findet sicher auch andere Worte. Wichtig ist, dass der Arzt versteht, wo das Problem liegt – damit er helfen kann, es in den Griff zu bekommen. Und mal ehrlich: Vermutlich ist er oder sie sogar dankbar dafür, den Gesprächseinstieg nicht immer selber machen zu müssen.
pro familia
pro familia ist ein deutschlandweites Netzwerk von Beratungsstellen, die zu allen Themen rund um Sexualität und Partnerschaft in der Regel kostenlos beraten und weiterhelfen. Weitere Informationen gibt es unter:
www.profamilia.de