Ausgabe 8

Gesundheit 2.0 – Das bringt die Digitalisierung

Über viele Jahre kam die Digitalisierung in der Medizin nur im Schneckentempo voran.

Ursprünglich war der 01. Januar 2022 als Stichtag für die flächendeckende Einführung digitaler Rezepte geplant. Die Umsetzung lässt leider noch auf sich warten. Noch sind die geplanten digitalen Lösungen nicht so anwendungsfreundlich wie gewünscht. Der Gedanke hinter dem elektronischen Rezept (kurz E-Rezept) ist gut: Die Ärztin oder der Arzt schickt das E-Rezept via App auf das Smartphone der Patientin bzw. des Patienten. Ganz gleich ob nach einer Video- oder einer „normalen“ Sprechstunde. Wie die gedruckten Rezepte soll die digitale Variante einfach in der Apotheke vorgelegt werden können. Oder aber über die App an die Lieblingsapotheke versendet werden. Die jeweilige Apotheke informiert dann ebenfalls in der App darüber, wann das Medikament abholbereit ist. Auch die (kostenpflichtige) Arzneimittellieferung ist eine Option.

Bloß nicht mehr verzetteln

Ein weiterer Vorteil: Die E-Rezepte sollen stets über die App abrufbar sein. So geht irgendwann nichts mehr verloren. Und wer ein Folgerezept benötigt, was bei chronischen Erkrankungen wie der Schuppenflechte ja häufig der Fall ist, soll auch dies einfach direkt digital auf die App bekommen. Ein Praxisbesuch wäre dafür dann nicht jedes Mal notwendig. Wie bequem wäre das denn?

Kurzum: Das E-Rezept soll in Zukunft alles einfacher, schneller, sicherer und vor allem zeitsparender machen. Bis es allerdings so weit ist, müssen sich Versicherte noch gedulden. Es hakt an der Umsetzung an den Schnittstellen der vielen beteiligten Partner. Auch längst noch nicht alle Praxen haben sich technisch auf die Umstellung auf das E-Rezept vorbereitet.

Safety first

Einer der Hauptgründe dafür, dass es mit der ePA eher schleppend vorangeht, ist das Thema Datensicherheit. Einigen können die hochsensiblen Daten nicht sicher genug sein. Andere blicken voll Neid in die Nachbarländer wie Dänemark oder Skandinavien, wo die Digitalisierung schon weiter fortgeschritten ist.

Läuft die Technik mit der ePA eines Tages rund, haben es die Versicherten selbst in der Hand, wer was zu sehen bekommt. Sie bestimmen dann, ob und in welchem Umfang sie die ePA nutzen möchten, welche Daten in der Akte gespeichert oder gelöscht werden und welchem Behandler sie ihre Daten zur Verfügung stellen wollen. Aktuell soll das über die App der jeweiligen Krankenkasse möglich sein. Neu ist seit diesem Jahr, dass man über die ePA digital auf das Zahnbonusheft, den Mutterpass und das Kinderuntersuchungsheft zugreifen können soll.

Gesundheitskarte

Gelber Schein war gestern

Und noch etwas soll bald der Vergangenheit angehören: Der gelbe Schein bzw. die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung wird bis zum 01. Juli 2022 von der digitalen Variante abgelöst. Einige Krankenkassen und Praxen bieten bereits jetzt die digitale Krankschreibung (eAU) an, die direkt von der entsprechenden Praxis digital an die Krankenkasse übermittelt wird. Auch der Arbeitgeber erfährt direkt von der Praxis über die Arbeitsunfähigkeit des jeweiligen Mitarbeitenden. Großer Vorteil: keine Zettelwirtschaft, keine Pflicht, Bescheinigungen weiterzureichen. Die Gefahr von Informationslücken beim Nachweis der Arbeitsunfähigkeit kann so minimiert werden und das Krankengeld kann (bei längerer Krankheit) pünktlich ausgezahlt werden. Perspektivisch wird die digitale Krankschreibung irgendwann auch in die elektronische Patientenakte integriert – das aber ist aktuell noch Zukunftsmusik.

Digital? Voll normal!

Videosprechstunde, E-Rezept, elektronische Patientenakte und digitale Krankschreibung werden uns zukünftig im Alltag helfen, die Behandlung besser zu steuern. So selbstverständlich wie beispielsweise Onlinebanking zum Alltag vieler gehört, sollen auch die digitalen Gesundheitsangebote immer mehr zur Normalität werden. Aber es liegen noch weitere Chancen in der Digitalisierung der Medizin. Wäre es nicht eine große Chance, wenn eines Tages auf Grundlage von individuellen Patientendaten, einem Abgleich mit großen medizinischen Datenbanken und innovativer Diagnostik genau die Therapie gefunden wird, die der Patientin bzw. dem Patienten am besten hilft? Voraussetzung dafür ist, dass alle beteiligten Akteure gut miteinander vernetzt sind. Bis es so weit ist, wird es sicher noch einige Zeit dauern. Aber schon heute ist klar: Die Digitalisierung der Dermatologie ist der Schlüssel zur personalisierten, das heißt individuell passenden, Medizin von morgen.

Gewusst, wie?! Diagnose und Pasi mit künstlicher Intelligenz in der Dermatologie

Für die Fachrichtung der Dermatologie bietet die Digitalisierung besondere Chancen, schließlich ist die Schuppenflechte eine sehr sichtbare Erkrankung. Auch die genaue Diagnose beruht unter anderem stark auf der Bewertung des sichtbaren Befalls der Haut. Künstliche Intelligenz kann hier bald das ganze Können beweisen: Per Smartphone können Fotos vom Hautbild oder den Fuß- und Fingernägeln gemacht und dokumentiert werden. Eine künstliche Intelligenz hilft bei der Diagnosestellung, indem beispielsweise große Datensätze mit charakteristischen Merkmalen verschiedener infrage kommender Erkrankungen mit dem vorliegenden Foto der Patient*innen abgeglichen werden. Ergänzend kann dies auch bei der Einschätzung der Krankheitsschwere enorm hilfreich sein und nicht zuletzt werden auch PASI-Werte – also Schweregrade der Pso – berechnet werden können.

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