Gerötete, rissige, schuppende Haut – typische Symptome der Psoriasis. Sind sichtbare Stellen wie Hände, Gesicht oder Kopfhaut betroffen oder zeigt sich die Psoriasis an den Genitalien, ist dies für Betroffene besonders belastend. Denn: Verstecken ist schwierig und Intimität kann zur echten Herausforderung werden. Jetzt bloß nicht schweigen und sich zurückziehen! Wer offen spricht und sich Hilfe holt, kann eine wahre Befreiung erleben.
Ob wir wollen oder nicht
Das Äußere hat für viele Menschen einen hohen Stellenwert. Wer Psoriasis auf der Kopfhaut, im Gesicht oder an den Händen hat, kann dies oft nicht kaschieren. Und plötzlich wird jede Begegnung zu einer Herausforderung – der eigene Blick in den Spiegel, der Handschlag im Job, der Gang ins Fitnessstudio. Oftmals haben Betroffene das Gefühl, auf ihre Erkrankung reduziert zu werden. Der Mensch, der hinter dieser steckt, leidet – und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen ist da das Selbstwertgefühl: Vielsagende Blicke anderer, vermeintlich gut gemeinte Ratschläge, aber vor allem auch die eigene Scham können tiefe Spuren hinterlassen. Die Angst, unter Menschen zu gehen und sich zum Beispiel im Schwimmbad zu zeigen, ist groß. Auch im Berufsalltag kann die Psoriasis an sichtbaren und sensiblen Stellen mehr als hinderlich sein. All dies führt nicht selten zu sozialem Rückzug – teilweise sogar zu Depressionen.
Volle Kontrolle
Klartext reden, Hilfe suchen und die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen – das ist der Weg, die Kontrolle über das Leben und die Lebensqualität zurückzugewinnen. Denn die Haut ist zwar sichtbar, aber das, was man nicht unterschätzen sollte, passiert darunter.
Medizinische Unterstützung suchen
Eine gute Dermatologin bzw. ein guter Dermatologe ist Gold wert. Sie oder er sollte auch zu modernen Behandlungen beraten können und eine vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, in der es leicht fällt, offen über Probleme zu sprechen.
Offen sein
Keine Frage, wer all seine Karten offen auf den Tisch legt, hat kein Ass mehr im Ärmel und steht blank da. Allerdings schafft Offenheit auch Nähe und trägt oft zum Verständnis bei. Reden hilft – im privaten und beruflichen Umfeld, vor allem aber beim Praxisbesuch.
Selbsthilfegruppen oder Foren nutzen
Der Austausch mit Gleichgesinnten, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann Balsam für die Seele sein. Hier fällt das Sich-Öffnen womöglich noch leichter als bei Menschen ohne Psoriasis.
Positive Grundeinstellung
Auch wenn das Leben gerade kein Zuckerschlecken sein sollte: Das Beste aus der Situation zu machen und sich die guten Dinge zu vergegenwärtigen, kann die Sicht auf manche Herausforderung ändern.
[Zwischenhead H2, fett] Humor hilft
Lachen ist gesund. Sich mit Menschen zu umgeben, die einem guttun und mit denen man gut zusammen lachen kann, stärkt den Zusammenhalt und das Selbstwertgefühl. Eine Prise Selbstironie kann zudem befreiend sein.
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Unter der Gürtellinie
Auch wenn der Genitalbereich nicht für alle sichtbar ist, kann Psoriasis „unter der Gürtellinie“ eine enorme Belastung für Betroffene sein. Der Intimbereich ist für viele nach wie vor ein Tabuthema. Verständlich also, wenn man im Kolleg*innen-, Freundes- und Familienkreis nicht über seine Genitalpsoriasis plaudert. Juckreiz, Rötungen und Schwellungen der Haut können das Tragen von eng sitzender oder synthetischer Kleidung zur Qual machen, Scham oder gar Schmerzen beeinflussen nicht nur das Körpergefühl, sondern auch Partnerschaft und Sexualität. Die gesamte Lebensqualität wird einem enormen Stresstest unterzogen.
Reden ist Gold
Was hilft also dabei, sich wieder wohl in seiner Haut fühlen zu können, aus dem Schneckenhaus der sozialen Isolation herauszukommen und schlussendlich ein ganz normales Leben zu führen? Die Antwort ist erstaunlich einfach: darüber sprechen! Ob in der Partnerschaft, mit Freund*innen oder der Familie – Offenheit bringt oft Entlastung. Klar, das ist leichter gesagt als getan. Aber wer anfängt, sich dem Thema zu stellen, merkt schnell: Die meisten Menschen reagieren viel verständnisvoller, als man denkt. Nicht zuletzt ist das Offensein vor allem beim nächsten Besuch in der Hautarztpraxis immens wichtig. Hier gibt es keinen triftigen Grund, mit körperlichen oder seelischen Belastungen hinter dem Berg zu halten. Ganz im Gegenteil: Reden kann hier eine wahre Hebelwirkung haben. Denn je detaillierter der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin über die Psoriasis Bescheid weiß, desto wahrscheinlicher ist es, eine für sich passende Therapie zu erhalten. Insbesondere bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis, die einen großen Einfluss auf die Lebensqualität haben kann, gibt es heutzutage wirksame Behandlungsmöglichkeiten, die eine fast erscheinungsfreie Haut ermöglichen. Gezielt danach zu fragen, das sollte sich jede*r wert sein.
Oh, ist das ansteckend?“, „Damit solltest du aber mal zum Arzt“ – diese und ähnliche Reaktionen dürften Menschen mit Schuppenflechte bekannt vorkommen. Keine Frage: Im ersten Moment sind solche Sprüche, genauso wie permanentes Angestarrt-Werden, verletzend. Was helfen kann, trotz Psoriasis das Beste aus dem eigenen Leben zu machen, ist neben der geeigneten Therapie der offene und ehrliche Umgang mit der chronischen Erkrankung. Und der fängt oft mit einer positiven inneren Grundhaltung an und endet in der Wirkung nach außen.
Eine Frage der Perspektive
Während eines Schubs ist vielen sicher mehr nach einem Rückzug ins Schneckenhaus als nach einem Sprung nach draußen. Hier gibt es beispielsweise die Möglichkeit, einen Perspektivwechsel zu vollziehen, in die Offensive zu gehen, um nicht nur die Schuppenflechte, sondern auch die Laune ins Positive zu lenken. Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich, sondern ist wie beim Sport eine Frage des Trainings. Wie? Zum Beispiel durch die eigene Vorstellungskraft. Dabei geht es darum, sich zunächst ein Bild von seinem ganz persönlichen bestmöglichen Selbst zu machen: Wie bin ich, wenn ich ausgeglichen, sorgenfrei und positiv gestimmt bin? Wie fühlt sich das an? Und wie reagiere ich in meiner Wunschvorstellung am besten auf beispielsweise Angestarrtwerden? Je detaillierter diese Vision verschriftlicht wird, desto besser. Wer sich jetzt täglich zwei Wochen lang für fünf Minuten die Zeit nimmt, um diese imaginäre Szene durchzuspielen, wird schon bald positive Effekte auf das eigene Wohlbefinden bemerken können.
Mehr Selbstliebe
Eine andere Möglichkeit, die positive Grundeinstellung zu trainieren, ist, mehr Verständnis für sich und sein eigenes Verhalten aufzubringen.
Statt sich also abzustrafen mit „Neulich beim Praxisbesuch war ich einfach zu dumm, um über meine Sorgen zu sprechen“, könnte ein nachsichtiges „Neulich beim Praxisbesuch war ich nicht so gut vorbereitet, um über meine Sorgen zu sprechen. Beim nächsten Mal mache ich das anders“ dabei helfen, alte Denk- und Verhaltensmuster nach und nach zu durchbrechen. In Bezug auf Mitmenschen kann diese positive Grundhaltung, die gekennzeichnet ist durch Empathie und Offenheit, ebenfalls Wunder wirken. Wer mit einem „Oh, was hast du denn da? Ist das ansteckend?“ zunächst unfreundlich und frech daherkommen mag, ist vielleicht einfach nur unwissend und besorgt. Hier gilt es, Milde walten zu lassen. Erst in den eigenen Gedanken, dann in den eigenen Taten. Denn wem nützt es, zum Beispiel in den Angriff überzugehen und auf diese Fragen beispielsweise mit „Das geht dich nichts an“ zu reagieren? Das Gegenüber weiß dann genauso wenig über Schuppenflechte wie vorher und die eigene Laune ist im Keller. Entgegnet man stattdessen offen und ehrlich, kann man das Blatt womöglich wenden: „Das sind Hautschuppen. Ich habe eine chronische Hauterkrankung, die Schuppenflechte heißt. Ansteckend ist sie aber nicht.“
Mit so einer entwaffnenden Offenheit hat man nicht nur viel für die eigene positive Grundhaltung getan, sondern auch etwas in Sachen Aufklärung über Schuppenflechte. Plus: So wie Stress und Druck sich negativ auf die Psoriasis auswirken können, so können Optimismus, Humor und Lebensfreude positive Einflüsse auf die Beschwerden der Hauterkrankung haben. So gesehen kann sich eine positive Grundhaltung sogar dreifach auszahlen.
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