Sie hat schwere Schuppenflechte und nimmt seit einiger Zeit ein Biologikum. Es wirkt und soll langfristig eingesetzt werden. Aber müssen die Kontrollen unbedingt sein? Morgen soll sie schon wieder in die Praxis: Blut abnehmen, Arztgespräch. Immer die gleiche Routine. Mit der Fahrt hin und zurück ist ein halber Tag futsch. Sie könnte stattdessen auch shoppen gehen, Freunde treffen oder einfach nur zu Hause abhängen. Die Alternativen sind verlockend.
Die Versuchung
Okay, letzte Woche hat sie die Spritze mit dem Medikament zwei Tage später gesetzt als verabredet. Im Job war viel zu tun, den Yogakurs wollte sie nicht verpassen und dann ist sie zu den Eltern gefahren. In der Hektik vergisst man schon mal etwas. Das sollte doch kein Problem sein, denkt sie. Auf ihrer Haut ist ja fast nichts mehr zu sehen. Und sie hat sich auch seit Jahren nicht mehr so gesund und gut gefühlt. Was soll schon schiefgehen?
Weniger Plaque, sich frei bewegen, nicht ständig an die Krankheit denken: genau das will sie mehr als alles andere. Bisher hatte keine Therapie wirklich Erfolg. Wie oft war sie daher in der Vergangenheit enttäuscht und frustriert. „Dir kann niemand helfen, du kommst da nicht raus, du schaffst es nicht, gib einfach auf “, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf. Statt zu helfen flüsterte ihr die innere Stimme nur Negatives ein. Lob bei der Arbeit oder für ein Outfit kamen ihr wie Heuchelei vor. Natürlich, wer krank ist, den muss man bestärken. Das half ihr aber nicht. Stattdessen konnte sie sich nicht mehr ausstehen, wollte nur noch alleine sein.
Das Verstehen
Krankheit und Selbstzweifel schienen unüberwindbar – bis sie eine wirklich wirksame Therapie bekam. Sie sieht und fühlt es und will eigentlich nichts aufs Spiel setzen. Doch die Therapieregeln sind anstrengend und die Checks auf Dauer lästig. Aber stimmt das überhaupt? Oder fehlt ihr einfach nur Vertrauen in die eigene Stärke und die positive Haltung, der Aufgabe gewachsen zu sein? Ihr kommt der Spruch von einer Spitzensportlerin in den Kopf, den sie mal gelesen hat: „Wenn ich nicht mit dem Gefühl an den Start gehe, dass ich gewinnen kann und will, dann habe ich schon verloren.“
Was hat das mit ihr zu tun? Sie ist keine Athletin, will keine Rennen und Medaillen gewinnen. Aber der Krankheit dauerhaft ein Schnippchen schlagen, das wäre schon eine ganz starke Sache. Das wäre ihr Triumph. Ein Sieg für die Haut und die Seele. Sie kann es schaffen, sie will es schaffen – unbedingt. Die Therapie bietet die Basis. Nun liegt es an ihr, dauerhaft erfolgreich zu sein.
Die Antwort
Sie denkt an einen Instagram-Post, den sie vor Kurzem, ohne lange nachzudenken, geliked hat. Da hatte jemand neben das Bild einer kleinen, gelben Blume in einer Steinwüste getextet: „Wunder kommen zu denen, die daran glauben und hart dafür arbeiten.“ Jetzt versteht sie: Wenn sie die Chance nutzen will, muss sie Arzttermine einhalten, Medikamentenpläne genau befolgen, sich möglichst gesund ernähren und Sport machen. Ihr Entschluss steht fest.
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