Ausgabe 4

Zukunft ist heute

PSOUL: Wie gut lässt sich Psoriasis behandeln?
PROF. DR. DIAMANT THAÇI: Mit einer individuell-optimierten Therapie lassen sich die Symptome deutlich lindern, sodass ein weitgehend beschwerdefreies Leben möglich ist.

PSOUL: Richtig medizinisch versorgt werden die meisten Patienten mit mittlerer bis schwerer Psoriasis aber nicht?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Richtig, wir gehen in Deutschland davon aus, dass mindestens jeder zweite aus dieser Patientengruppe noch immer klar unterversorgt ist.

PSOUL: Warum ist das so?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Ein Argument dürfte Unsicherheit sein. Patienten wissen oft nicht genau, wie schwer ihre Schuppenflechte ist und was sie dagegen machen können. Und auch Ärzte geben immer wieder an, dass sie über innovative Therapien nicht ausreichend gut informiert sind.

PSOUL: Schon vor 2500 Jahren hat der griechische Arzt Hippokrates die Schuppenflechte beschrieben. Wie wird die Krankheit mittlerweile verstanden?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Psoriasis wurde lange als reine Hautkrankheit gesehen. Dabei ist das Immunsystem gestört, also unser innerer Abwehrmechanismus. Nicht nur Haut, sondern auch innere Organe können bei Psoriasis betroffen sein. Dass bei Psoriasis das fehlgeleitete Immunsystem gegen die Zellen der Oberhaut arbeitet, haben Forscher aber bereits in den 1990er-Jahren erkannt.

Prof. Dr. Diamant Thaci
Prof. Dr. Diamant Thaçi ist Dermatologe und Allergologe. Am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig−Holstein leitet er das Exzellenzzentrum Entzündungsmedizin.

PSOUL: Wie haben sich die Therapien denn im Lauf der Zeit entwickelt?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Früher wurden Salben oder Lotionen mit herkömmlichen Wirkstoffen wie Teer und Cignolin eingesetzt. Die natürliche Sonneneinstrahlung wurde mit künstlich erzeugter UV-Bestrahlung ersetzt. Dann kamen Präparate mit dem Hormon Kortison oder Vitamin D3 sowie verschiedene chemische Stoffe als Tablette oder Spritze (wie zum Beispiel Methotrexat) auf den Markt. Moderne Therapien, mit denen wir heute gezielt in die Entzündungsprozesse im Inneren des Körpers eingreifen, sind seit etwa 15 Jahren verfügbar.

PSOUL: Was kann ein modernes Medikament erreichen?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Die Symptome der Krankheit müssen ganz deutlich zurückgehen. Über 90 Prozent sind möglich. Das ist ein fantastischer Wert.

PSOUL: Muss eine Therapie möglichst früh anfangen?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Psoriasis kann zu einer Reihe von Begleiterkrankungen führen. Das kann Herz, Gefäße, Leber und Bauchspeicheldrüse aber auch andere Organe betreffen. Je früher eine adäquate Behandlung startet, desto eher lassen sich mögliche Folgen eindämmen. Oft dürfen wir keine Zeit verlieren.

PSOUL: Wie entscheiden Sie, welcher Patient für eine bestimmte Therapie infrage kommt?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Wir betrachten den Patienten umfassend und individuell. Wir schauen uns den ganzen Patienten an und messen zuerst den Schweregrad der Schuppenflechte. Dann werten wir aus, wie stark die Lebensqualität beeinträchtigt ist. Dazu nutzen wir häufig einen Fragebogen, den die Patienten so ehrlich wie möglich ausfüllen sollten. Dieser Fragebogen wird DLQI genannt. Das sind die offiziellen Grundlagen für eine an den Leitlinien ausgerichtete Therapie. Für uns sind zudem Alter, Vortherapien, Familiengeschichte oder auch Begleiterkrankungen wichtig. Den Patienten bestmöglich kennenlernen, all das führt zu einer wirklich effektiven Behandlung.

PSOUL: Wie wichtig sind Therapieziele für den Erfolg?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Oft sind Patienten oder die Eltern nicht besonders aufgeklärt oder entscheidungsfreudig. Behandlungsziele wie langanhaltende erscheinungsfreie Haut müssen dann in intensiven Gesprächen herausgearbeitet werden. Denn ohne Ziele lässt sich ein Erfolg auch nicht messen. Bei immer mehr jüngeren Patienten stelle ich fest, dass sie eine Menge über ihre Krankheit wissen und auch recht genau sagen können, was sie wie schnell erreichen wollen. Das freut mich.

PSOUL: Ein Blick auf morgen – wie erfolgreich kann Psoriasis-Therapie sein?
PROF. DR. DIAMANT THACI: Nichts mehr auf der Haut sehen, das muss unser Ziel sein. Noch können wir die Psoriasis nicht heilen, aber wir können dafür sorgen, dass die Symptome dauerhaft nachlassen.

Einfach Frei sein

Sie wollen erscheinungsfreie Haut: Wie Skinfluencer Freiheit beschreiben.

Naataliebe
@NAATALIEBE
Natalie, 21
„Wenn ein Schub kommt, ist es schon hart. Wenn die Schuppen jucken und schmerzen, ist es schwer, rauszugehen, sich mit Freunden zu treffen, unbefangen zu sein. Aber genau das versuche ich. Ich will frei sein, auch wenn Krankheit richtig wehtut. Ich möchte mit anderen lachen, wenn ich mich am liebsten verkriechen würde. Wenn ich von Menschen umgeben bin, vor denen ich nichts verstecken muss, fühle ich mich akzeptiert und frei.“

Lumi_lulu
@LUMI_LULU
Louisa, 23
„Ich entscheide, zu welchem Arzt ich gehe und welche Behandlung für mich die richtige ist. Ich entscheide, wie ich täglich mit der Krankheit umgehe und ob sie mich einschränkt. Weil ich und kein anderer bestimmt, fühle ich mich gut. Meine Haut zu lieben und zu akzeptieren, das ist meine große Freiheit.“
Marieluaut
@MARIELUAUT
Marie-Luise, 37
„Ich denke immer wieder über Freiheit nach. Möglichst ohne Zwang wählen und entscheiden zu können, so verstehe ich Freiheit. Und genauso empfinde ich es auch in Bezug auf meine Psoriasis. Ich verstecke mich nicht, ich lebe mein Leben! Der Weg zu einem selbstbestimmten Leben war aber nicht einfach. Was wichtig ist, ist der freundliche und offene Umgang mit Mitmenschen und Aufklärungsarbeit.“
mitblaulichtzumabi
@MITBLAULICHTZUMABI
Viktoria, 19
„Ein positives, freies Lebensgefühl – in der Krankheit habe ich das Schritt für Schritt gelernt. Heute sehe ich die Plaques als ein ganz persönliches Merkmal, als ein Ding, das mich ausmacht und zu mir gehört wie Hände und Haare. Der Pso die Stirn bieten, das ist positiv. Schwere Momente überwinden, das macht stark und frei. Meine Kraft nutze ich, um Menschen zu helfen und ihnen zu zeigen, dass sie trotz Krankheit selbstbestimmt leben können.“
Bellabiene
@BELLABIENE
Isabell, 25
„Ich habe keine Lust, mich zu belügen. Ich möchte mich nicht verstellen oder einigeln. Das unterdrückt und macht unglücklich. Ich zeige mich, wie ich wirklich bin. Ja, ich habe Psoriasis – und das soll jeder mitbekommen. Es geht nicht ums Ego, es geht um Mut. Einen Mut, den ich mir über viele Jahre hart erkämpft habe. Wer gesehen werden will, muss sich zeigen. Genau das macht frei.“

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